Umfrage: 84 Prozent der Deutschen finden Lebensversicherung nicht mehr sinnvoll für ihre Altersvorsorge

Sinkende Renditen und fehlende Transparenz schrecken ab

Deutsche Sparer zeichnen sich dabei nach wie vor durch eine hohe Risikoaversion aus. Über 1,9 Billionen Euro horten sie auf Spar-, Sicht- und Terminkonten, die kaum noch Zinsen bringen. Auf etwas mehr als zwei Billionen Euro belaufen sich die Ansprüche an Lebensversicherungen, Pensionskassen und andere Altersvorsorgeeinrichtungen. Sie bilden den größten Anteil des Geldvermögens. Aktien summierten sich nur auf insgesamt 342 Milliarden Euro und sind damit im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozent gestiegen. Hier haben sich aber vor allem Kursgewinne ausgewirkt.

Ersparnisse auf Rekordniveau: Geldvermögen der Deutschen auf 5,3 Billionen Euro gestiegen

Der Aktienanteil am gesamten Geldvermögen der privaten Haushalte hat sich mit gerade einmal gut sechs Prozent des Geldvermögens nicht verändert.Mit einem Plus von gut zehn Prozent ist auch Bargeld im vergangenen Jahr kräftig gestiegen. Dies könnte eine Folge der Niedrigzinspolitik sein, die dazu führt, dass Anleger allenfalls nur noch einen marginalen Zins für risikoarme Anlagen bekommen. Allerdings beträgt der Anteil des Bargeldes am gesamten Geldvermögen nur knapp drei Prozent. Bundesverband deutscher Banken e.V.

Niedrige Verzinsung, starre Vertragskonditionen, fehlende Transparenz - die traditionelle Lebensversicherung entspricht nicht mehr den Wünschen der Verbraucher. Deutliche 84 Prozent der Deutschen bezweifeln, dass das Instrument Lebensversicherung noch sinnvoll für ihre Altersvorsorge ist. Und 72 Prozent der Interviewten fühlen sich von den Versicherungen in ihrer Not allein gelassen und vermuten, dass die Anbieter eher ihre eigenen Interessen sowie Provisionen im Blick haben. Das sind zentrale Ergebnisse einer Online-Umfrage der weltweit tätigen Markenberatung Prophet zum Thema „Lebensversicherungen- wie sorge ich für mein Alter vor?“, zu der im Juni 1.000 Erwachsene in Deutschland repräsentativ befragt wurden.

Vor allem die Undurchschaubarkeit der Versicherungsbranche ärgert die Verbraucher. Für 81 Prozent der Interviewten sind die Verträge der Lebensversicherungen „hochgradig intransparent“. Sie könnten weder die Provisionen und Kosten richtig nachvollziehen, noch wüssten sie wie Überschüsse und Gewinne zwischen ihnen und dem Unternehmen aufgeteilt würden. 85 Prozent der Teilnehmer der Umfrage meinen daher, dass sich die Versicherungen dringend ändern und die Bedürfnisse der Kunden ernst nehmen müssten. Dazu zählten auch neue Produkte und Lösungen für die Altersvorsorge.

„Das Ergebnis unserer Umfrage ist ein mehr als deutlicher Weckruf für die Versicherer, sich den veränderten Lebensbedingungen der Menschen anzupassen“, sagt der Berliner Prophet-Partner Felix Stöckle. Durch die niedrigen Zinsen würden viele Lebensversicherungen nicht mehr die Rendite erwirtschaften, die den Versicherten einst versprochen wurden. Wegen mangelnder Alternativen werde der Vorsorgenotstand der Menschen immer größer und sie hätten das Gefühl der Verlierer zu sein.

Die Versicherer müssten die eigene Produktpolitik überprüfen und teure Strukturen einreißen. Zudem sollten die Versicherer über neue und transparente Produkte für die Altersvorsorge nachdenken, die den individuellen Bedürfnissen der Kunden eher gerecht werden, sagt Stöckle: „Die Angebote sollten flexibler gestaltet werden, man muss bei den monatlichen Zahlungen mal Pausen machen oder auch mehr einzahlen können. Bisher sind die Produkte zu starr gestaltet, lassen sich nur unter großen Verlusten kündigen und gehen damit an der Lebenswirklichkeit der Menschen vorbei“. Prophet Germany GmbH European Marketing Manager

Bessere Altersvorsorge im Betrieb - Wer soll das bezahlen?

Niedrige Löhne, unregelmäßige Beschäftigung und sinkendes Rentenniveau - trotz jahrzehntelanger Arbeit werden viele im Alter nicht ohne Grundsicherung auskommen. Deshalb will die Bundesregierung im Kampf gegen Altersarmut die betriebliche Altersvorsorge stärken. „Sie muss auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Klein- und Mittelbetrieben selbstverständlich werden“, heißt es im gemeinsamen Koalitionsvertrag von Union und SPD.

Geplant ist eine staatliche Prämie, ähnlich wie die Zulage zur Riester-Rente. Doch Kritik kommt von Finanzexperten, die ein zukunftsfähiges Rentenkonzept fordern. „Flickwerk“ nennt der Ökonom und Wirtschaftsweise Professor Peter Bofinger solche Reparaturarbeiten an einer Reform, die dringend wieder reformiert werden müsste. ZDF Presse und Information

Altersarmut stoppen: Renten rauf!

„Das ist das Ergebnis einer völlig verfehlten Renten-, Lohn-und Beschäftigungspolitik von Union und SPD. Sehenden Auges schickt die Bundesregierung von Jahr zu Jahr mehr Menschen in die Altersarmut. Das Rentenniveau wird bis 2030 von heute 47,8 Prozent auf bis zu 43 Prozent abgesenkt werden. Das ist völlig unverantwortlich“, erklärt Matthias W. Birkwald mit Blick auf das Ergebnis der INSA-Studie, der zufolge fast 55 Prozent der Bevölkerung Angst vor Altersarmut haben. Der rentenpolitische Sprecher der Fraktion DIE LINKE weiter:

„Die kapitalgedeckte private Altersvorsorge kann diese Lücke nicht schließen. Die betriebliche Altersversorgung schafft das für die große Mehrheit der Beschäftigten ebenfalls nicht. Darum fordere ich die Bundesregierung auf, das Rentenniveau wieder auf 53 Prozent raufzusetzen. Das würde durchschnittlich verdienende Beschäftigte nur 35 Euro im Monat kosten und der Standardrentnerin oder dem Eckrentner 152 Euro mehr Monatsrente bringen.
Um Altersarmut erfolgreich zu bekämpfen, brauchen wir endlich eine einkommens- und vermögensgeprüfte Solidarische Mindestrente. Niemand soll im Alter von weniger als 1050 Euro leben müssen.“ Partei Die Linke im Bundestag

DasParlament

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